In Deutschland werden derzeit rund 43.000 IT-Spezialisten gesucht. Verglichen mit dem Vorjahr ist das ein Anstieg um rund 5 Prozent. 17.500 der unbesetzten Stellen finden sich in Unternehmen des IT- und Telekommunikationssektors. IT-Experten werden aber auch verstärkt von Unternehmen aus allen anderen Branchen gesucht. In diesen sogenannten Anwenderunternehmen gibt es aktuell 25.500 offene Stellen. Das ist das Ergebnis der aktuellen Studie zum Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte, die der Digitalverband Bitkom vorgestellt hat. Bei der repräsentativen Umfrage wurden mehr als 1.500 Geschäftsführer und Personalverantwortliche von Unternehmen aller Branchen befragt. „ Die Digitale Transformation verändert derzeit unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft in einem Tempo, wie es sich nur die wenigsten vorstellen konnten. Damit Deutschland einen Spitzenplatz in der digitalen Welt erreichen kann, brauchen wir IT-Spezialisten“, sagte Bitkom-Präsident Thorsten Dirks. „Jede offene und nicht zu besetzende Stelle bedeutet einen Verlust von Wertschöpfung und Innovationen in Deutschland.“ Derzeit geben sechs von zehn ITK-Unternehmen (60 Prozent) an, dass aktuell ein Mangel an IT-Spezialisten herrscht. Vor einem Jahr waren es noch 54 Prozent. Und jedes zweite Unternehmen (50 Prozent) geht davon aus, dass sich der Fachkräftemangel in Zukunft weiter verschärft (2014: 42 Prozent).
In der ITK-Branche findet sich das Gros der 17.500 unbesetzten Stellen bei Softwareanbietern und IT-Dienstleistern. Hier gibt es alleine 15.000 Vakanzen. Rund 1.800 Experten werden bei Unternehmen gesucht, die IT-Hardware und Kommunikationstechnik oder Unterhaltungselektronik anbieten. 700 freie Stellen gibt es bei den Anbietern von Telekommunikationsdiensten. Die Unternehmen sind dabei vor allem auf der Suche nach Software-Entwicklern. Rund zwei Drittel (64 Prozent) der Unternehmen, die freie Stellen für IT-Spezialisten haben, suchen Software-Experten. Bei ihnen ist vor allem Knowhow im Cloud Computing (48 Prozent der Unternehmen, die Software-Entwickler suchen), Big Data (45 Prozent) und App-Programmierung (33 Prozent) gefragt.
Jedes fünfte ITK-Unternehmen mit offenen Stellen für IT-Spezialisten (20 Prozent) ist auf der Suche nach Projektmanagern, 15 Prozent suchen IT-Sicherheitsexperten. Im vergangenen Jahr war dieser Wert rasant von 3 auf 15 Prozent angestiegen. Hintergrund waren die Abhöraktionen von Geheimdiensten sowie vermehrte Berichte über Industriespionage. 2015 hat sich die Nachfrage nach Fachleuten für IT-Sicherheit nun auf hohem Niveau gefestigt.
„Sicherheitsexperten sind auch deshalb besonders gefragt, weil immer mehr Unternehmen auf Cloud-Lösungen und mobile Anwendungen setzen, die natürlich noch einmal ganz andere und neue Anforderungen an die Sicherheitsarchitektur der IT stellen“, sagte Dirks. Deutlich rückläufig sind die offenen Stellen für Anwendungsbetreuer und Administratoren. Wurden sie vor zwei Jahren noch von fast jedem dritten Unternehmen (31 Prozent) gesucht, so hat sich dieser Wert nun auf 16 Prozent halbiert. Dirks: „In vielen Unternehmen verliert die technische Kompetenz der Administration an Bedeutung, stattdessen geht es darum, Projekte mit externen Partnern und Anbietern zu steuern und erfolgreich zu managen.“
Dieser Trend zeigt sich auch bei den Anwenderunternehmen. Zwar suchen 44 Prozent der Unternehmen mit IT-Vakanzen Anwendungsbetreuer und Administratoren, vor zwei Jahren lag der Anteil aber noch bei 61 Prozent. Deutlich gestiegen ist auch hier die Zahl der offenen Stellen für Software-Entwickler. Mehr als jedes vierte Unternehmen (27 Prozent) ist auf der Suche nach diesem Knowhow, dreimal so viele wie noch vor zwei Jahren (9 Prozent). „Unternehmen aus traditionellen Branchen werden zu Digitalunternehmen, die verstärkt entsprechende Kompetenzen benötigen“, so Dirks. „Unternehmen kaufen nicht mehr allein IT-Lösungen, um bestimmte Geschäftsprozesse zu digitalisieren. Die Geschäftsmodelle der Unternehmen selbst verändern sich, die Digitalisierung erreicht die Produktion und sogar das Produkt selbst.“
Angesichts der großen Zahl von Flüchtlingen, die in den vergangenen Wochen nach Deutschland gekommen sind, zeigte sich Dirks erfreut über die große Hilfsbereitschaft der Menschen und appellierte, den Flüchtlingen hier möglichst rasch eine Perspektive zu geben. „Viele der Flüchtlinge sind jung, gut ausgebildet und motiviert. Sie wollen aktiv werden und arbeiten, sie wollen ihre neue Chance nutzen – und wir sollten diese Chance auch nutzen. Deutschland hat schon immer von den klugen Köpfen gelebt, die wir hierzulande hatten“, so Dirks. Dringendste Aufgabe sei es, Sprachkenntnisse zu vermitteln und wo immer es möglich ist, Flüchtlinge in Weiterbildungsmaßnamen, das Duale Ausbildungssystem oder eine Hochschulausbildung zu bringen. „Dazu muss es Rechtssicherheit für die Flüchtlinge und für die Unternehmen geben, was eine weitergehende Beschäftigung über die Ausbildungszeit hinaus angeht“, so Dirks.
Zugleich fordert Bitkom ein Zuwanderungsgesetz noch in dieser Legislaturperiode. Dazu gehöre auch, dass eine Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung künftig auch in Deutschland und nicht allein im Herkunftsland beantragt werden kann. „Wir sollten Zuwanderung aktiv gestalten“, forderte Dirks. „Wo wir uns heute noch auf formale Abschlüsse konzentrieren, sollten künftig die tatsächlichen Kompetenzen der Zuwanderer im Vordergrund stehen.“ Dirks: „Neben eine Willkommenskultur muss auch eine Anerkennungskultur treten.“
Methodik: Im Auftrag des Bitkom hat Bitkom Research 1.500 Geschäftsführer und Personalleiter von Unternehmen ab 3 Mitarbeitern aller Branchen befragt. Die Umfrage ist repräsentativ für die Gesamtwirtschaft in Deutschland.